„Die Sünden des Gedächtnisses“ nach Schacter

In seinem Buch „The Seven Sins of Memory” beschreibt Daniel Schacter etwas, was er selbst als die „Sünden“ des Gedächtnisses beschreibt. Damit sind bestimmte Eigenschaften gemeint, die zum Vergessen von Fakten, Handlungen oder Erinnerungen führen. Diese Eigenschaften des Menschen und seines Gedächtnisses sind dabei aber auch nützlich und manchmal auch notwendig. Man könnte es auch als den Preis ansehen, den wir zahlen, damit unser Gedächtnis besser arbeitet.

Von diesen sieben Sünden können einige mehr oder weniger auf den Schulkontext und das Lernen von Schulstoff übertragen werden, um mit dem Wissen um diese Eigenschaften des Gedächtnisses und die passenden Gegenmaßnahmen die eigene Leistung zu verbessern.

Als Transienz beschreibt Herr Schacter dabei sozusagen das simple Vergessen, also die abnehmende Verfügbarkeit von Gedächtnisinhalten mit der Zeit. Ein Beispiel hierfür hatte Schacter selbst mittels einer Studie kreiert, in der Studenten berichten sollten, wie sie eine bestimmte Information aus den Nachrichten herausgefunden hatte. Dies maß er kurz nach der Nachrichtenausstrahlung, 15 Monate und 32 Monate später. Dabei konnten sich nur 30 Prozent korrekt erinnern.

Was uns und den Studenten in der Studie gegen das Vergessen helfen kann sind visuelle Vorstellungen, sodass man die zu erinnernde Information in lebhafte Bilder umwandelt, indem man sich z.B. eine Geschichte ausdenkt. Auch Elaborierung kann helfen, Informationen im Gedächtnis zu behalten, indem man sich selbst verschiedene Fragen stellt, um die Information tiefer im Gedächtnis zu verarbeiten. In dem Kontext, wenn man eine neue Bekanntschaft macht, kann es helfen, sich selbst Fragen zu stellen, wie z.B. „An wen erinnert mich die Person?“, oder: „Was macht ihr Gesicht aus?“

Als Blocking beschreibt Schacter das Problem, was so ziemlich jeder kennt, wenn man meint, man habe es auf der Zunge. Meist ist das nur eine kurzfristige Blockade und danach sind die gewünschten Informationen wieder verfügbar, wenn man jedoch gerade einen Test schreibt, braucht man die Information jetzt und nicht erst, wenn der Test schon wieder vorbei ist.

Während dieser Blockade hilft es, einzelne Wörter, an die man sich noch erinnern kann, als Startpunkt zu nutzen, um sich an das Gesuchte zu erinnern. Genauso kann man sich an ähnliche Situationen erinnern, also die Situation, in der man das zu Erinnernde im Unterricht hatte oder noch einmal zu Hause wiederholt hat. Wichtig ist vor allem aber, nicht ähnlich klingende Wörter zu wiederholen, da das die Suche nur verlängert.

Ansonsten gilt auch hier wie bei der Transience der Hinweis, der wohl für sehr viele Situationen bzw. generell für das Gedächtnis hilfreich ist: visuelle Assoziationen möglichst früh formen, damit man sich so gut erinnert und es so tief im Gedächtnis hat, dass man es praktisch gar nicht mehr vergessen kann.

Quelle:

Schacter, D. (2005). Aussetzer: Wie wir vergessen und uns erinnern. Köln: Lübbe.